Zufriedener leben dank weniger Erwartungen?
- Andrea B.
- 29. Apr. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Mai 2023
Wir alle haben, bewusst oder unbewusst, Erwartungen im Leben. Meist an uns selbst und unsere Mitmenschen. Werden sie nicht erfüllt, folgt oftmals die Enttäuschung, gepaart mit Ärger, Wut, Unverständnis und Frust.
Woher kommen Erwartungen und wie können wir sie in uns entdecken?
Ist es möglich, mit weniger Erwartungen glücklicher zu leben?
Erwartung ist, auf etwas Bestimmtes zu warten
Einfach gesagt, handelt es sich bei Erwartungen um eine Annahme, was jemand tun wird oder was in Zukunft passieren wird. Aufgrund einer aktuellen Situation schliessen wir auf ein darauf folgendes zukünftiges Ereignis.
Wie Vorstellungen zu Erwartungen führen
Erwartungen sind eine Folge der Erfahrungen unseres Lebens. Sie haben zu tun mit den Menschen, die wir kennen, den Situationen, die wir erlebt haben und der Realität, an die wir glauben. So hat im Endeffekt jeder Mensch seine eigene Wahrheit und seine eigenen Erwartungen entwickelt.
Von Kind auf lernen wir, wie gewisse Dinge funktionieren. Dies, indem wir uns etwas abschauen, durch Selbsterfahrung oder durch die Aneignung von theoretischem Wissen auch ohne die Erfahrung an sich gemacht zu haben. Gerade in jungen Jahren lernen wir dabei hauptsächlich von unseren Eltern und Lehrern. Hier werden Vorstellungen, was richtig und falsch ist, gerade in Bezug auf Werte, Moral, Religion, Weltanschauung etc. meist erstmals übernommen und danach beibehalten. Häufig werden sie auch nicht mehr gross hinterfragt.
So können diese Vorstellungen auch im Erwachsenenalter bewusst oder unbewusst weiterwirken und unsere Vorstellung von Realität und Wahrheit prägen.
Ein Stück weit steuern also unsere Vorstellungen unser Handeln, Denken und Fühlen. Dabei kommt es vor, dass wir von uns auf andere schliessen und davon ausgehen, dass andere Menschen die gleichen Vorstellungen haben wie wir selbst. In der Folge erwarten wir daher auch, dass sie in ähnlichen Situationen gleich handeln und fühlen wie wir selbst.
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Unerfüllte Erwartungen bringen die Enttäuschung
Wenn wir nun also mit Erwartungen durchs Leben gehen, werden nicht einfach immer alle davon erfüllt werden. Es kommt somit hin und wieder zur Ent-Täuschung. Wir haben uns mit der Annahme, was passieren würde, getäuscht.
Ist dabei die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität sehr hoch, ist auch die Enttäuschung entsprechend gross und kommt gern mit negativ bewerteten Emotionen wie Ärger, Trauer und Wut daher.
Längerfristig kann dies dazu führen, dass wir eine negative Haltung gegenüber dem entwickeln, was unsere Erwartungen nicht erfüllt. Das können nicht nur wir selbst, sondern auch Partner, Chefs, Regierung und Ähnliches sein. Im Prinzip jeder, den wir mit dem Erfüllen unserer Erwartungen verknüpfen.
Wie komme ich meinen (unbewussten) Erwartungen auf die Spur?
Wenn du deinen Erwartungen auf die Spur kommen möchtest, kenne ich zwei gute Möglichkeiten:
Nimm deine Emotionen wahr: Etwas passiert und du bist deswegen verärgert? Versuche die Situation einmal in Ruhe Revue passieren zu lassen, wenn der erste Ärger verflogen ist. Was war die Ausgangslage, was ist passiert und was war das Ergebnis? Mit welchem anderen Ergebnis hast du gerechnet? Was für eine Bedeutung verbirgt sich für dich hinter der Handlung des Menschen, der deine Erwartung nicht erfüllt hat?
Höre auf die Stimme in deinem Kopf, die das Leben kommentiert. Du erlebst eine Situation und in deinem Inneren gibt eine leise Stimme Kommentare von sich? Hier lohnt es sich zu hören, was diese Stimme sagt. Sie zeigt dir, was du von der Situation denkst und daraus kannst du auch schliessen, was du gut oder schlecht findest. Damit kannst du deinen Vorstellungen, Werten und Erwartungen auf die Spur kommen.
Ich habe herausgefunden, was ich erwarte, und jetzt?
Als erstes kann es schon sehr hilfreich sein, die Erwartungen zu kennen. Du weisst dann, warum du ärgerlich oder enttäuscht bist und kannst es einer Situation zuordnen. Das schafft Klarheit und das Gefühl hat einen Platz, wo es hingehört. Vielleicht kannst du mit der Zeit ja sogar darüber lachen, ahja… schon wieder…
Erwartungen aussprechen: Vor allem wenn du dich von einem anderen Menschen enttäuscht fühlst, kann es hilfreich sein, diesem gegenüber deine Erwartungen auszusprechen. Dabei finde ich es wichtig, achtsam zu kommunizieren und keine Vorwürfe auszusprechen, sondern den eigenen Wunsch und die eigenen Bedürfnisse.
Als Beispiel: Statt: du hast schon wieder vergessen, Brot zu kaufen! (Anklage, Vorwurf). Versuche es mit: Ich habe erwartet, dass du Brot mitbringst und bin jetzt sauer, weil ich das Gefühl habe, ich muss mich um alles selber kümmern.
Damit schaffst du Klarheit und hilfst dem anderen Menschen, deine Gefühle nachzuvollziehen. Ausserdem ist die Chance grösser, dass ein konstruktives Gespräch mit Problemlösung entsteht, weil sich dein Gegenüber nicht von dir angegriffen fühlt.
Erwartungen verändern: Kommst du Situationen auf die Schliche, die dich immer wieder verärgern? Finde heraus, was deine Erwartungen in dieser Situation sind und versuche einmal, die Messlatte ein wenig tiefer zu legen. Statt zu erwarten, dass jeder Kunde 10 Minuten vor seinem Termin da sein sollte, könntest du dich auch damit arrangieren, dass du zufrieden bist, wenn der Kunde genau pünktlich erscheint.
Ok, dann vielleicht besser gar keine Erwartungen haben?
Jetzt liesse sich unter Umständen daraus schliessen, dass es das Einfachste sein könnte, gar keine Erwartungen zu haben, weder an sich selbst noch an seine Mitmenschen. Liesse sich damit nicht einfach der ganze Ärger vermeiden?
Ich bin der Meinung, dass das Leben keinen Spass mehr macht, wenn man sich von allen Erwartungen und Vorstellungen lossagt. Persönlich würde ich dann wohl nichts mehr planen, weil ich nicht mehr erwarte, mich an etwas zu erfreuen. Ich würde keine Freunde treffen, weil ich nicht erwarte, dass sie interessiert sind, mich zu sehen usw…
Wozu soll ich leben, wenn ich vom Leben nichts mehr erwarte?
Daher vertete ich die Meinung dass es gut ist, sich seiner Erwartungen bewusst zu sein. So lassen sie sich dort, wo sie zu Enttäuschungen führen, reflektieren und gegebenenfalls anpassen. Dadurch kann der Ärger weniger und die Freude mehr werden. Es ist allerdings nicht mein Ziel, sämtliche Erwartungen loszuwerden, da mir dann die Motivation fehlen würde, etwas im Leben anzupacken.
Was könnte sich auf der Welt verändern, wenn wir unseren Mitmenschen mit weniger Erwartungen und mehr Verständnis begegnen würden?
Andrea
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