Im bunten, abwechslungsreichen Leben unserer Zeit gibt es viele Dinge. Sie kommen, bleiben eine Weile und manche von ihnen gehen wieder. Wir alle kennen die Situation, dass wir etwas loslassen müssen, das nicht mehr in unser Leben passt. Egal ob es sich dabei um Gegenstände, Menschen, den Job, Ziele, Wünsche, Erwartungen, Visionen oder sonst etwas handelt.
Nennen wir es einfachheitshalber das Ding.
Wie läuft das, wenn der Zeitpunkt kommt, an dem klar wird, dass das Ding und wir nicht mehr zusammengehören?
Wir bevorzugen, was uns gut tut
In gewisser Hinsicht sind wir Menschen einfach strukturiert. Wir machen eine Erfahrung. Diese löst positive oder negative, manchmal auch wertfreie Gefühle aus. Unser Gehirn koppelt das Gefühl ans Erlebnis und will mehr vom Positiven, während das Negative in Zukunft gern vermieden werden darf. Wenn das Leben einfach wäre, käme hier ein Punkt.
Nein.
Kein Punkt.
Das Ding ist meistens eine etwas komplexere Angelegenheit. Die Medaille hat mehr als zwei Seiten. Meiner Erfahrung nach ist es eher eine Discokugel. Das Ding kann somit gemischt erfahren werden: ein paar coole Sachen sind dabei, ein paar blöde auch. Die ein oder andere Überraschung, bei der wir nicht wissen, was wir jetzt davon halten sollen und am Ende kommt etwas anderes dabei heraus als wir denken, dass eigentlich herauskommen sollte.
Das Ding zeigt uns verschiedene Facetten einer Sache. Mit diesen befassen wir uns fleissig und lernen hoffentlich immer wieder etwas neues dazu. Irgendwann ist das Ding ein fester Teil unseres Lebens. Wenn wir lange genug an den Facetten gearbeitet haben, glauben wir vermutlich, wir hätten unsere Discokugel gemeistert. Das hält dann ungefähr so lange an, bis ein anderer Mensch mit derselben Discokugel ankommt. Und beim Hinschauen stellen wir fest, dass diese komplett andere Facetten hat.
Das Ding ändert sich oder ändern wir den Umgang damit?
Ja, das Ding kann sich verändern. Aspekte kommen ungefragt dazu oder fallen weg. Unsere Discokugel wechselt fröhlich die Farbe und wir sind fleissig bemüht, uns laufend an die veränderte Situation anpassen. Das Ding entwickelt sich und wir entwickeln uns mit ihm, immer und immer wieder.
Unter dem Strich sollte ein Plus stehen
Nehmen wir nun versuchsweise einmal alle Facetten des Dings zusammen und schreiben sie auf zwei imaginäre Listen. Da gibt es die Liste mit dem, was uns gefällt, gut tut, Freude macht und die Liste mit allem, was stört, stresst, blockiert und Freude nimmt. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass am Ende, unter dem Strich, ein Plus stehen sollte. Bei mir sollte die positive Liste die längere Liste sein. So hat das Ding in meinem Leben den Effekt, dass ich dank seiner Anwesenheit mit Freude, Glück, einer guten Zeit und Energie gesegnet bin. Ein klarer Fall von einem Gewinn.
Wenn stattdessen ein Minus da steht
Nun, vielleicht hat sich das Ding verändert oder ich habe mich verändert. Wo einst ein Plus stand, ist heute ein Minus zu sehen. Die Rechnung ist individuell, immer. Mein Plus ist auch mal dein Minus oder unserer Freunde Gleichheitszeichen. Schau dir dein Ding einmal etwas genauer an.
Wie geht es dir mit deinem Ding?
Was steht am Ende unter der fetten Linie?
Wie wirkt es sich auf deine Gefühle, Reaktionen, deine Zufriedenheit und dein Glück aus?
Das Ding darf gehen
Möglicherweise haben sich über einen gewissen Zeitraum die Pluspunkte langsam verabschiedet und die Minuspunkte still und leise eingeschlichen. Und weil das Ding ja immer gut für dich war hast du es behalten und fleissig alle Augen zugedrückt. Doch eines Tages bist du aufgewacht und hast gemerkt: nein, das kann es so nicht mehr sein.
Ehrlich sein kann schmerzen, sich einzugestehen, dass man anderen und vielleicht sich selbst etwas vorgemacht hat ist keine schöne Situation.
Es gibt Menschen, die sind in einem solchen Moment radikal und ändern von heute auf morgen alles. Andere ändern Schritt für Schritt und wieder andere ändern nichts.
Dies ist die freie Entscheidung, die wir alle haben.
Der Schmerz des Abschieds
Der Abschied des Dings beginnt mit Ehrlichkeit.
Was verliere ich, wenn das Ding nicht mehr in meinem Leben ist?
Was sind die Punkte auf der Liste, die dazu führen, dass unten ein Minus steht?
Welche Erwartungen wurden nicht erfüllt?
Welche Ziele habe ich verfehlt?
Wo habe ich mich übergangen?
Gerade das Loslassen von Wunsch- und Traumvorstellungen kommt gern daher mit Enttäuschung, vielleicht mit Schuld und Schamgefühlen. Das schmerzt, manchmal sehr, manchmal so sehr, dass wir denken, wir müssen sterben. Doch auch der Schmerz ist ein Gefühl, das wie alle anderen Gefühle einen Platz haben darf, um ausgedrückt zu werden.
Lass nicht zu, dass der Schmerz unterdrückt wird. Er kommt sonst wieder, wenngleich auch oft in einer anderen Form.
Die Zeit auf dem Boot der Trauer
Trauern braucht Zeit und die sollten wir uns gönnen. Das Ding war schliesslich lange ein Teil unseres Lebens. Es loszulassen wird eine Leere schaffen, von der wir vermutlich noch nicht wissen, wie sie wieder gefüllt werden kann.
Gönnen wir uns die Zeit auf dem Boot, das uns durch kleine und grosse Wellen trägt. Gönnen wir uns die Zeit, uns von dem Ding zu lösen, vielleicht auch von den Vorstellungen, Ideen, Zielen und Wünschen, die es mit dabei hatte. Gönnen wir uns die Tränen, die Hoffnungslosigkeit und die Wut. Jeder findet seine eigene Art, die Emotionen auszudrücken, bis sich die Wellen unter dem Boot zu glätten beginnen.
Dankbarkeit, in Frieden kommen
Mit einem ruhigen Geist wird es nun möglich, das Ding und seine Facetten neu zu betrachten. Einige davon sind bei der wilden Bootsfahrt möglicherweise unbeachtet geblieben. Das Ding hatte ja irgendwann bestimmt den ein oder anderen Pluspunkt, sonst hätten wir es viel früher wieder aus dem Leben geworfen.
Wofür bist du dankbar?
Welche schönen Erinnerungen gehören zu dem Ding?
Welche Facette zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht?
Was hat es dir im Leben beigebracht?
So wie das Ding während seiner Anwesenheit eine Rechnung mit Plus- und Minuspunkten war, darf es auch im Nachhinein eine Rechnung sein. Es geht nicht darum, alles schön zu reden, nein. Aber rückblickend ist es oft einfacher, sowohl die Minus- als auch die Pluspunkte zu würdigen.
Abschied
Das Ding und du, ihr seid soweit. Verabschiede es liebevoll und mit Dankbarkeit. Vielleicht machst du ein kleines Ritual, beispielsweise indem du es in symbolischer Form dem Feuer übergibst. So wird es aufgelöst und vom Rauch ins Universum getragen.
Das Geschenk des leeren Raums
Nun ist er da, der leere Raum. Der Platz, den dein Ding innehatte, ist wieder verfügbar. Du hast die Möglichkeit zu entscheiden, was diesen Platz einnehmen soll. Vielleicht kennst du das neue Ding schon, manchmal hat es nur darauf gewartet, sich hier niederlassen zu können.
Falls du noch keine Ahnung hast, wunderbar, es stehen dir alle Möglichkeiten offen.
Was wünschst du dir im Leben?
Was bereitet dir Freude?
Gibt es Lebensziele und Visionen, für die du brennst?
Wie würde es sich anfühlen, dies alles bereits erreicht zu haben?
Der leere Raum ist ein Geschenk. Er mag dich herausfordern, weil im ersten Moment etwas fehlt., doch du kannst ihn nun mit all dem füllen, was dein Leben bereichert.
Wähle aus der Freude, der Kreativität und der Vision einer lebenswerten Zukunft.
Lass dich überraschen und beschenken.
Wähle weise.
Wähle mutig.
Vertraue.
Andrea
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