Brennesseln, im Lateinischen Urtica genannt, sind in unseren Breitengraden überall zu finden. Auch wenn es weltweit 30 bis 70 Arten gibt, sind im deutschsprachigen Raum gerade mal vier davon beheimatet. Die bekannteste ist dabei die grosse Brennessel mit einer Wuchshöhe von 10 bis 150cm. Während die Pflanze für über 50 Schmetterlingsarten Futter bietet, kennen sie die meisten von uns hauptsächlich als Unkraut im Garten und haben schmerzhafte Erinnerungen an die Begegnung mit ihr. Die Brennessel wächst nicht nur im Wald sondern auch gern im urbanen Gebiet und stellt dabei nur wenige Ansprüche an ihren Standort. Sie ist auch in höheren Lagen bis 2500müM zu finden.
Warum die Brennessel brennt
Brennesseln besitzen Brennhaare, die die Pflanze vor Fressfeinden schützen. Es handelt sich dabei um kleine Röhrchen mit eingelagerter Kieselsäure, die im unteren Teil mit Brennflüssigkeit gefüllt sind. Bei Kontakt bricht der obere Teil ab und hinterlässt eine scharfe Kante, die in die Haut sticht. Wie bei einer kleinen Nadel wird die Brennflüssigkeit nun in die Haut gespritzt. Sie enthält vor allem Ameisensäure und in kleinen Mengen noch einige weitere Stoffe. Acetylcholin ist dabei verantworlich für den Schmerz, Histamin ruft eine allergieähnliche Wirkung mit Schwellung und Rötung hervor.
Medizinische Wirkungen
Schon seit Jahrtausenden ist die Brennessel als Heilpflanze bekannt. Einige Wirkungen konnten inzwischen auch wissenschaftlich belegt werden.
Gutartige Vergrösserung der Prostata
Die Pflanze zeigt eine abschwellende Wirkung, im Gegensatz zu vielen anderen Anwendungen wird hier die Wurzel verwendet. Entsprechende Präparate, häufig als Kapseln oder Tropfen gibt es im Fachhandel zu kaufen.
Arthrose und andere rheumatische Beschwerden
Erkrankungen des Harnsystems
Weitere, nicht wissenschaftlich gesicherte Wirkungen
Brennessel als Superfood
Brennessel ist aufgrund der Inhaltsstoffe definitiv als Superfood zu bezeichnen. Sie enthält mehr als doppelt so viel Eisen wie Rindfleisch, das sechsfache an Vitamin C im Vergleich zu Zitronen und auch das sechsfache an Calcium im Vergleich zu Kuhmilch. Eine Aufzählung aller Inhaltsstoffe würde allerdings den Rahmen sprengen, darum gehts hier zu einer Nährwerttabelle.
Brennessel als Dünger
Aufgrund ihres hohen Gehalts an Kieselsäure, Kalium und Stickstoff ist die Brennessel ein idealer Bio- Dünger für den heimischen Garten. Für die Herstellung benötigt es weder besonderes Material, noch spezielles Wissen.
Einfach die frischen Blätter etwas klein schneiden und in einem Eimer oder Fass mit Wasser aufgiessen. Das Verhältnis ist dabei 1kg Pflanze auf 10l Wasser. Dann wird der Behälter zwei Wochen an einem sonnigen Platz stehen gelassen. In dieser Zeit findet ein Gärprozess mit Bildung von Gasen statt, es wird daher empfohlen, das Gefäss mit einem Jutesack abzudecken und nicht mit einem fest schliessenden Deckel, weil sonst ein Überdruck entsteht. Ausserdem sollte die Jauche ein Mal täglich umgerührt werden. Sobald sich in der Flüssigkeit keine Blasen mehr bilden, ist der Gärprozess abgeschlossen.
Nun werden die Pflanzenteile herausgefiltert, so dass nur die Flüssigkeit übrig bleibt. Diese wird im Verhältnis 1:10 mit Wasser gemischt und so mit dem Giesswasser als Flüssigdünger genutzt.
Aber Achtung, es riecht schlimmer als jeder Kuhstall.
Sammeln und Verarbeiten
Sammelzeit:
Die Blätter können den ganzen Sommer über geerntet werden, die Wurzeln und Samen im Herbst.
Hinweis zum Sammeln:
Solltest du ohne Handschuhe und Werkzeug sammeln, achte darauf, die Brennessel von unten nach oben streichend anzufassen und sie am Stiel zu pfücken. Da sie aber meist buschig wächst und immer irgendwo noch ein paar Blätter hervorstehen, klappt das nicht immer wie gewünscht. Ich nehme daher lieber dicke Gartenhandschuhe und eine entsprechende Schere.
Brennhaare deaktivieren:
Die Brennhaare sind sehr empfindlich und brechen schnell. Möchtest du die Blätter roh essen, kannst du die Brennhaare deaktivieren, indem du die Brennessel in ein Küchentuch wickelst und ein paar Mal mit dem Wallholz drüberrollst.
Auch durch Kochen oder das Verarbeiten im Mixer werden die Brennhaare funktionsunfähig.
Verwendung als Tee:
Möchtest du die Blätter als Tee verwenden, werden sie entweder direkt frisch mit heissem Wasser aufgegossen oder für eine spätere Anwendung getrocknet. Dazu kannst du sie am Stiel im Bund an einem trockenen, luftigen Ort aufhängen oder auf einem Gitter auslegen. Danach in einem geschlossenen Gefäss trocken und dunkel aufbewahren.
Verwendung als frisches Blattgemüse:
Für die frischen Blätter finden sich in der Wildkräuterküche verschiedenste Rezepte. Von Suppen über Brennesselgnocchi oder zubereitet wie Spinat ist alles dabei. Hier gehts zu einer kleinen Auswahl.
Vielleicht habe ich dich ja neugierig gemacht und die Brennessel hält nun Einzug in deine Küche.
Liebe Grüsse: Andrea
Quellen und weiterführende Links:
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